Die geschichtliche Entwicklung der Imkerei vom Mittelalter bis in die Moderne

Europäische Bienenhaltung mit langer Tradition

Felsmalerei in der Cueva de la Arana
Felsmalerei in der Cueva de la Arana

Geschichtsquellen über das Imkerhandwerk bezeugen, dass die Imker von der Zeit Aristoteles´ (384 – 322 v.Chr.) bis ins hohe Mittelalter über ein erstaunlich großes Wissen und Können verfügten. Viel davon ging jedoch im Laufe der Zeit verloren und wurde später wiederentdeckt. In der Cueva de la Arana (dt. Spinnenhöhle) in der spanischen Provinz Valencia wurde 1921 eine Felsmalerei entdeckt, die bezeugt, dass im europäischen Raum seit der Jungsteinzeit Honig von wilden Bienenvölkern geerntet wurde. Die ältesten Zeugnisse frühmittelalterlicher Bienenhaltung in Mitteleuropa finden sich in Gesetzessammlungen aus der Zeit um 400 – 700 n. Chr. Eigentumsgesetze regelten die Strafen für Bienendiebstahl, im sächsischen Recht (800 n. Chr.) wurde Bienendiebstahl unter Umständen sogar mit dem Tode bestraft.

Die Pflicht zur Bienenhaltung & die Blüte des Zeidlerwesens

Karl der Große (742 – 814 n. Chr., römischer Kaiser und König der Franken) erließ Gesetze zur Förderung der Bienenhaltung. Auf jedem kaiserlichen Landgut mussten zum Beispiel Bienen gehalten und von einem ausgebildeten Imker betreut werden.

Es entwickelte sich neben der Hausbienenzucht auch die Waldbienenzucht, das so genannte Zeidelwesen (Ursprung altdeutsch „zeideln“ = Honig schneiden). Der Zeidler hielt, anders als die Imker heute, die Bienen nicht in gezimmerten Bienenkästen sondern in künstlich geschaffenen Hohlräumen alter Bäume. Die Zeidler bildeten einen angesehen Berufsstand mit einer eigenen, niederen Gerichtsbarkeit sowie der Befugnis, Waffen zu tragen. Noch heute finden sich vor allem im Nürnberger Umland zahlreiche Hinweise auf das dort früher blühende Zeidlerwesen. Der Honig war wichtig für die Nürnberger Lebkuchenproduktion. In Norddeutschland entwickelte sich zeitgleich die sogenannte Korbimkerei. Die Bienen wurden in selbstgefertigten Strohkörben gehalten und der Völkerbestand bis zur einzigen relevanten Blüte der Heideflächen im August vervierfacht. Zum Winter wurden die Bienen wieder auf ein Viertel des Bestandes reduziert, wobei so der gesamte Honig und das Wachs der aufzulösenden Bienenvölker gewonnen werden konnte. Heute gibt es nur noch wenige Imkereien, die diese traditionelle Heideimkerei betreiben.

Durch die Reformation, die dadurch geringer werdende Nachfrage nach Wachs, den Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648), als auch die Importe von Honig und Wachs ging es mit dem Zeidelwesen von Mitte des 16. bis Ende des 18. Jahrhunderts zusehends bergab. In steigendem Maß wurde Zucker aus Zuckerrohr importiert – dadurch verloren die Zeidler nach und nach ihre Daseinsberechtigung und die Organisation ihre Relevanz.

Historische Darstellung der Zeidlerei

Höhepunkte der Bienenforschung

Gleichzeitig begann sich die Naturwissenschaft für die Bienen zu interessieren.  Dem Naturforscher Johann Dzierzon (1811-1906) gelang 1835 die Entdeckung der eingeschlechtlichen Fortpflanzung (=Parthenogenese) bei Bienen.  Bereits 1744 beschrieb Christian Hornbostel, dass Wachs ein Drüsenprodukt der Bienen sei. Dennoch wurden die Pollenhöschen an den Hinterbeinen der Bienen lange Zeit für Wachs gehalten. Karl von Frisch entdeckte und entschlüsselte schließlich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Tanzsprache der Bienen und erhielt dafür 1973 den Nobelpreis. Der vorläufig letzte Höhepunkt in der Bienenforschung ist die Entschlüsselung des gesamten Erbgutes der Honigbiene im Jahre 2006.

Die Grundsteine der modernen Imkerei

Parallel zu diesen wissenschaftlichen Fortschritten wurde auch die praktische Imkerei erneut vorangetrieben bis sie schließlich von dem Amerikaner Lorenzo Langstroth 1851 durch die Erfindung der sogenannten Magazinbeute (= Behausung von Honigbienen) mit einem mobilem Wabenbau revolutioniert wurde. Diese Magazinbeute setzt sich aus mehreren Holzkisten zusammen, in die von oben die Holzrähmchen mit den Bienenwaben gehängt werden können. Mit der Entwicklung der ersten Honigschleuder des österreichischen Major Franz Edler von Hruschka 1865 wurde der Grundstein für die moderne, heutige Imkerei gelegt.