Die Sinnesorgane der Biene zur Auffindung einer Futterquelle
Die Orts- und Blütentreue der Bienen
Die Biene ist keine Einzelgängerin, die allein den eigenen Hunger zu stillen sucht. Bei der Futtersuche kann sie sich daher nicht mit Zufallsfunden begnügen. Um möglichst viel Futter zu sammeln, kehrt sie immer wieder an den Ort und zu jener Blütenart zurück, an der sie bereits Futter gefunden hat. Die Orts- und Blütentreue setzen Orientierungsvermögen sowie Lernfähigkeit und ein gutes Gedächtnis voraus. Die Biene muss sich nicht nur die Merkmale der auserwählten Blütenart und deren Standort merken (Nahorientierung), sondern auch den Weg dorthin und wieder zurück (Fernorientierung).
Eine komplexe Kommunikationsleistung
Doch Sammelbienen finden auch zu einer Futterquelle, an der sie noch nie gewesen sind, weil andere Bienen, die dort waren, zu Hause ausführlich darüber „erzählen“, wo sich diese befindet. Dabei bedienen sie sich einer eigenen Sprache. Ihre Fähigkeit, sich mit den Artgenossen zu verständigen, gehört zu den komplexesten Kommunikationsleistungen im Tierreich. (siehe Seite "Tanzsprache der Bienen")
Farbensehen wichtiger als Formensehen
Für die Nahorientierung zum Beispiel an einer Futterquelle ist das Farbensehen für die Bienen von größerer Bedeutung als das Formensehen. Dabei erfasst die Biene jedoch ein anderes Farbspektrum als wir Menschen. Bienen sind rotblind und können jedoch ultraviolett wahrnehmen, eine Farbe, die bei vielen natürlichen Blüten auftritt.
So erscheint für uns zum Beispiel die Blüte des Scharbockskrautes (Hahnenfußgewächs) in einem einheitlichen gelb. Aufnahmen mit einem UV-Filter zeigen jedoch, dass die Kronblätter der Blüte das UV-Licht sehr stark reflektieren, wohingegen der Grund der Blüte dunkler und strukturierter als der strahlende Rand erscheint.
Gerüche spielen eine große Rolle
Die chemischen Reize haben bei der Auffindung einer Futterquelle in der Nahorientierung sogar noch eine größere Bedeutung als die Farben der Blüten. Bienen lassen sich leicht auf einen bestimmten Duft dressieren. Auch im Dunkel des Stockinneren, wo visuelle Reize fehlen, spielen Gerüche eine große Rolle. Diese nehmen Bienen mit ihren Fühlern wahr.
Die magnetische Orientierung der Bienen
Ein weiteres Werkzeug zur Auffindung einer Futterstelle stellt eine magnetische Orientierung der Bienen dar. Dieser magnetische Sinn ist uns Menschen derart fremd, dass wir seine Existenz häufig bezweifeln, jedoch wurde bei Bienen nachgewiesen, dass sie die Richtung und Stärke des Erdmagnetfeldes wahrnehmen können. Es ist denkbar, dass die Bienen die Futterstelle dank des Magnetfeldes immer aus derselben Richtung anfliegen und so das Zielgebiet leichter wieder erkennen.
Der Kompass der Bienen
Über größere Distanzen kann ein Ziel nur gefunden werden, wenn dessen Richtung und Entfernung bekannt ist. Doch woher bezieht die Biene diese Informationen? Wir Menschen verwenden einen Kompass, dessen Nadel stets nach Norden weist und bestimmen die Richtung anhand ihrer Abweichung von Norden. Der Kompass der Bienen ist die Sonne. Doch während unsere Kompassnadel konstant nach Norden gerichtet ist, verändert sich der Sonnenstand im Laufe des Tages. Der Winkel zwischen Ziel und Sonne hängt daher von der Tageszeit ab. Die Biene muss also sowohl den Tagesverlauf der Sonnenbahn als auch die aktuelle Tageszeit kennen. Dem nicht genug ist es diesem kleinen Lebewesen sogar möglich, bei nicht sichtbarem Sonnenstand über die Polarisationsmuster (= das von der Atmosphäre gestreute Sonnenlicht erzeugt am Himmel ein typisches Muster von polarisiertem Licht) diesen abzulesen.
Der Kilometerzähler der Bienen
Die Entfernung einer Futterquelle wird von der Biene auf der Flugstrecke mittels Bewegungsreize und dem Zeitsinn der Biene bestimmt. Auf der Flugstrecke bewegen sich visuelle Marken mit einer bestimmten Geschwindigkeit an dem Auge der Biene vorbei. Die Anzahl dieser Marken und die Schnelligkeit des Vorbeirauschens lassen die Biene die Entfernung des Ziels berechnen.
die die Sonne auch durch den Wolkenhimmel fühlt,
die den Weg zur Blüte findet
und nie die Richtung verliert,
dem lägen die Felder in ewigem Glanz,
wie kurz er auch lebte."